Zwischen Hustensaft und Schmerzmitteln erklärt Robert Mache in der Apotheke Mache in Ostfildern-Nellingen einer vermeintlichen Patientin die richtige Anwendung eines Inhalators. Mit ruhiger Stimme demonstriert er, wie man das Gerät hält, atmet, pausiert – während sechs neugierige Köpfe dicht im Halbkreis stehen und fünf Kameras das Geschehen festhalten. Ein Teil der Offizin – also des Beratungsraums der Apotheke – ist abgesperrt, als würde gleich ein Film gedreht. Doch was hier passiert, ist kein Dreh, sondern gelebte Praxis – diesmal mit prominenter Besucherin.
Denn dieser besondere Service galt keiner gewöhnlichen Kundin, sondern der Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, die auf Einladung des Landtagsabgeordneten Andreas Deuschle und in Begleitung des Bundestagsabgeordneten Dr. David Preisendanz die Apotheke Mache in der Hindenburgstraße in Ostfildern-Nellingen besuchte. Ziel des Treffens war es, einen authentischen Einblick in den Apothekenalltag zu geben – mit all seinen Chancen, Herausforderungen und Ideen für die Zukunft.
Familie Mache als Gastgeber
Eingeladen hatte die Familie Mache, die mit großem Engagement und Herzblut zeigt, was eine moderne Vor-Ort-Apotheke leisten kann. Neben Senior-Apotheker Stephan Mache waren auch Leonie Mache und Robert Mache mit ihren Ehepartnern Anna Mache und Dr. Constantin Kondak, ebenfalls Apothekerinnen und Apothekern, anwesend. Unterstützt wurden sie von Vertreterinnen und Vertretern anderer Apotheken, sowie Oberbürgermeister Christof Bolay und weiteren Gästen aus Kommunalpolitik und Gesundheitswesen.



Ungleiche Bedingungen gegenüber dem Versandhandel
Ein Thema, das bei dem Austausch sofort deutlich wurde, war der seit 2004 erlaubte Versandhandel mit Arzneimitteln. Deutschland gehört zu den wenigen Ländern in der EU, in denen sogar verschreibungspflichtige Medikamente auf Basis des E-Rezepts online bestellt und verschickt werden dürfen. Da die großen Versandapotheken aus dem europäischen Ausland operieren, wo sie sich deutschen Regularien und deutscher Rechtssprechung entziehen, bedeutet das für viele Vor-Ort-Apotheken einen spürbaren Wettbewerbsnachteil. Zusätzlich versenden Versandapotheken nur bequem aus dem Lager, während Apotheken vor Ort Notdienste übernehmen, persönliche Beratung leisten und auch an Feiertagen erreichbar sind. Dies empfinden viele Apothekerinnen und Apotheker daher als ungleiche und wenig faire Ausgangslage.
Mehr Verantwortung für Apotheken
Ein weiterer Schwerpunkt des Besuchs lag auf den heilberuflichen Kompetenzen der Apotheken. Apothekerinnen und Apotheker sind hervorragend ausgebildet, dürfen ihre Kenntnisse im Alltag aber nur eingeschränkt einsetzen. Dabei könnten sie gerade im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung wertvolle Aufgaben übernehmen – etwa beim Impfen oder bei der Beratung zu Medikamentenanwendungen.
Robert Mache demonstrierte dies eindrucksvoll, indem er der Ministerin die komplexe Handhabung eines Inhalators zeigte. Solche Beratungen, die im hektischen Praxisalltag von Ärztinnen und Ärzten oft zu kurz kommen, könnten in Apotheken künftig unbürokratischer verankert werden. Damit ließe sich nicht nur die Qualität der Patientenversorgung verbessern, sondern auch das überlastete Gesundheitssystem gezielt entlasten.
Verblisterung: Effizienz trifft Bürokratie
Auch die Verblisterung, also das portionsweise Vorkonfektionieren von Medikamenten für Pflegeeinrichtungen, war Thema des Austauschs. Diese Methode spart Zeit, verhindert Verwechslungen und trägt zur Sicherheit der Patientinnen und Patienten bei. Dennoch machten die Vertreterinnen und Vertreter der Apotheke deutlich, dass der bürokratische Aufwand enorm ist.
Oft scheitern sinnvolle und dem Gesundheitssystem kosteneinsparende Prozesse an übermäßiger Dokumentationspflicht oder unpraktischen Vorgaben. Kleine gesetzliche Anpassungen könnten hier große Wirkung zeigen. Im Gespräch wurde zudem deutlich, dass sich viele Apothekerinnen und Apotheker wünschen, dass künftig das Wohl der Patientinnen und Patienten wieder stärker im Mittelpunkt steht – was bei der weiteren Etablierung von pharmazeutischen Dienstleistungen keinen Widerspruch zu den Kosteninteressen der Krankenkassen darstellt.



Praxisnahe Einblicke und offener Austausch
Die rund 90 Minuten des Besuchs boten der Bundesgesundheitsministerin zahlreiche Eindrücke: fortschrittliche Abläufe, engagierte Fachleute und einen Blick hinter die Kulissen einer Apotheke, die mehr ist als nur eine Ausgabestelle für Medikamente. Die Apotheke Mache steht für Innovation, individualisierte Versorgung und Menschlichkeit im Gesundheitswesen.
Zum Abschluss bedankte sich Nina Warken für die offenen Gespräche und die praxisnahen Einblicke fernab des politischen Alltags. Als kleines Augenzwinkern überreichte ihr die Familie Mache einen Erste-Hilfe-Koffer – „für den Alltag und für den Ellbogenverkehr der Bundespolitik“.



 
                                    