„Die Menschen umfassend begleiten“
Die Verwaltung hat dem Gemeinderat einen Bericht zur sozialen Lage in der Stadt vorgelegt. Er bietet eine Handreichung für das weitere kommunalpolitische Handeln. Der Schwerpunkt des Berichts liegt auf den Leistungen des Integrationsmanagements.
Die Stadt Ostfildern gehört laut der Bertelsmann-Stiftung zu den bundesweit lediglich 65 Kommunen, die in die Kategorie „Sehr wohlhabende Städte und Gemeinden in Regionen der Wissensgesellschaft“ eingestuft sind. Dennoch sieht sich die Stadt auch mit sozialen Herausforderungen, namentlich in den Bereichen Daseinsfürsorge, Wohnen und Unterstützung für Menschen in schwierigen Lebenslagen konfrontiert. Um darauf adäquat reagieren zu können, bedarf es belastbarer Daten, die Stephanie Wunderle, die Leiterin des Fachbereichs Bürgerservice, und der Integrationsbeauftragte Daniel Lopes nun vorgelegt haben.
Deutlicher Bevölkerungszuwachs und steigende Wohnkosten
Wie Wunderle und Lopes im Verwaltungsausschuss erläuterten, bietet der Sozialdatenbericht mit einer Vielzahl von Daten zu den Bereichen Bevölkerungsentwicklung, Wohnen, Arbeit und Sozialleistungen einen Überblick über die Lebensverhältnisse und sozialen Problemlagen in der Stadt. So hat die Bevölkerung seit 2010 um 11,7 Prozent zugenommen, während der Zuwachs landesweit nur 4,6 betrug. Die Attraktivität der Stadt habe jedoch die Kehrseite, dass bezahlbarer Wohnraum in Ostfildern ein sehr knappes Gut sei, erklärte Wunderle. Betrage die Nettokaltmiete in vergleichbaren Landkreisen in Deutschland 8,84 Euro pro Quadratmeter, müssen in Ostfildern aktuell 12,73 Euro bezahlt werden. Dies habe spürbare Auswirkungen für die sozialen Dienste der Stadt. So waren etwa im vergangenen Jahr 749 Menschen, darunter 285 Kinder, in den städtischen Unterkünften für Wohnungslose registriert. „Wir haben in der Verwaltung Kolleginnen, die in Teilzeit arbeiten und nicht in der Stadt wohnen, schlicht, weil sie es sich nicht leisten können. Das ist die bittere Wahrheit“, berichtete Wunderle.
Integrationsmanagement als Schwerpunkt
Das Schwerpunktthema des Sozialberichts stellt das städtische Integrationsmanagement dar. Integriert in den kommunalen Sozialdienst können dabei Beratung und Begleitung aus einer Hand und ohne Brüche zwischen verschiedenen Anbietern geleistet werden. Entscheidend für das Gelingen sei eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit diverser institutioneller Partner innerhalb der Stadtverwaltung, aber auch beim Landkreis, beim Jobcenter und der Agentur für Arbeit. Eine wichtige Rolle spiele zudem das bürgerschaftliche Engagement, namentlich der Freundeskreis Asyl Ostfildern. „Unsere besondere Stärke ist somit, dass wir die Menschen umfassend und durchgängig begleiten können, bis sie in der Regelstruktur angekommen sind und am ganz normalen gesellschaftlichen Leben teilhaben können“, erklärte Wunderle. Handlungsmaxime bei der Integration sei dabei das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. „Das ist der entscheidende Erfolgsfaktor“, ergänzte Lopes.
Projekte mit Vorbildcharakter
Aus dem jeweils aktuellen Bedarf heraus waren in den vergangenen Jahren immer wieder neue Projekte zur Integration entwickelt worden, etwa die Lernräume für Kinder Geflüchteter, die Angebote „Kinder im Fokus“ und „Menschen in Teilhabe bringen“, oder auch die Integrationsförderung für Roma-Familien aus der Ukraine. Als großer Erfolg habe sich das Mentoringprojekt erwiesen, das in Kooperation mit dem Freundeskreis Asyl und der Bürgerstiftung läuft und sich durch eine enge Betreuung durch Ehrenamtliche hervorragend bewährt habe. „Wir entwickeln Leuchtturmprojekte, die es den Menschen ermöglichen, anzukommen, sich zu integrieren und heimisch zu werden“, sagte Wunderle. Dies finde nicht nur großen Anklang in der Stadt, sondern „die Projekte werden auch in anderen Kommunen aufgenommen und kopiert“, berichtete sie.