Ostfildern: Der Personalmangel in der Kinderbetreuung in der Stadt ist drückend. Ein neues Ausbildungsmodell könnte Erleichterung bieten. Auf Antrag der Fraktion der Freien Wähler hat der Verwaltungsausschuss das Angebot nun einstimmig auf den Weg gebracht.
Neben der vierjährigen Erzieherausbildung und der dreijährigen praxisintegrierten Ausbildung (PIA) führte bislang noch die dreijährige Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz zur beruflichen Kinderbetreuung. Nun hat das Kultusministerium Baden-Württemberg einen weiteren Bildungsgang entwickelt, der Menschen mit Berufs- und Lebenserfahrung einen Quereinstieg in die Arbeit in der Kinderbetreuung durch eine verkürzte Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz oder zum Erzieherberuf ermöglicht. Dabei sind die Beschäftigten ab dem ersten Tag der Ausbildung neben dem Unterricht an der Fachschule auch in der praktischen Arbeit und erhalten anders als in der klassischen Erzieherausbildung auch sofort eine Vergütung, die über die Bundesagentur für Arbeit gefördert wird.
Die Freien Wähler hatten in ihrer Haushaltsrede für das Jahr 2023 den Antrag gestellt, dieses Modell auch in Ostfildern anzuwenden. Die Verwaltung hatte dies aufgegriffen, eine Mitarbeiterin ist derzeit nach diesem Modell in einer Kita beschäftigt. Susanne Retter, Sachgebietsleiterin Kindertagesbetreuung im Fachbereich Bildung, Kultur und Familie, stellte das Modell in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses vor und berichtete, dass bereits weitere Anfragen für eine Beschäftigung mit Direkteinstieg ab dem kommenden Jahr vorliegen. „Wir würden gerne weitermachen“, sagte Retter.
Corina Raisch (Freie Wähler) wies erneut auf die Personalnot in der Kinderbetreuung hin. Wegen fehlender Fachkräfte könnten Kita-Plätze nicht belegt werden. „Andererseits haben wir den Anspruch, dass frühkindliche Betreuung von pädagogisch ausgebildeten Kräften erfolgen soll“, Kinder nicht nur aufbewahrt werden sollten. Das Modell sei attraktiv, da durch die Möglichkeit Quereinstieg ein großes Potential an Fachkräften angesprochen werde. „Durch diese verkürzte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin können neue Zielgruppen für den Beruf gewonnen werden. Es ist ein wichtiger Meilenstein zur Gewinnung von zusätzlichem Kita-Personal. Wir freuen uns, dass die Verwaltung diese Möglichkeit ebenso positiv bewertet wie wir es tun“, sagte Raisch.
Dem schlossen sich auch die anderen Fraktionen an. „Fachkräftegewinnung durch Ausbildung ist uns ein großes Anliegen“, sagte Stefanie Sekler-Dengler (SPD). Es sei zu wünschen, dass die Stadt mit diesem Angebot als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird, „und die Kräfte nach der Ausbildung auch bleiben“. Oliver Werner (Bündnis 90/Die Grünen) betonte, die Stadt müsse „neue Wege einschlagen, um neue Kräfte zu gewinnen“.
Auf eine Anregung der Freien Wähler hin beschloss das Gremium einstimmig, anders als von der Verwaltung vorgeschlagen, das Modell Quereinstieg bereits im kommenden Jahr anzubieten. Oberbürgermeister Christof Bolay sagte dies zu. „Im Februar oder März beginnen die Personalgespräche, wir können uns also einen Start im Jahr 2024 wie vom Gremium gewünscht vorstellen“.