In kaum einem Arbeitsmarktsegment spiegelt sich der soziale Wandel und der Fachkräftemangel derart wider wie in der frühen Bildung.
Die Nachfrage seitens der Eltern ist groß, ebenso der Bedarf an qualifiziertem Personal. In den Betreuungseinrichtungen in Ostfildern waren zum Ende letzten Jahres mehr als 250 Plätze für unter und über Dreijährige nicht belegt, im Januar waren in den 16 städtischen Standorten in Ostfildern 18,95 Stellen nicht besetzt. Um Eltern weiterhin eine verlässliche Betreuung ihrer Kinder bieten zu können, hat der Gemeinderat in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch vergangener Woche dem Konzept der Stadt zur Verkürzung der Betreuungszeit zugestimmt.
Für Eltern und Betreuende bedeutet dies: Die wöchentliche Betreuungszeit wird für zunächst vier Jahre reduziert. Dabei können die Eltern die Ganztagsbetreuung für 40 Wochenstunden, maximal aber für 45 Wochenstunden buchen und die verlängerten Öffnungszeiten mit 30 und 35 Wochenstunden nutzen. Die Einrichtungen sind an 20 Tagen im Jahr geschlossen.
Für eine gute Bildungsarbeit brauchen die Erzieherinnen und Erzieher entsprechend Zeit, die sie für Reflektion, Planung, Dokumentation, für Besprechungen, Kooperationen und vieles mehr benötigen und auch für die Vor- und Nachbereitung des Alltags mit den Kindern. Die städtischen Mitarbeitenden haben durchschnittlich eine Verfügungszeit von 23 Prozent ihrer Wochenarbeitszeit. Diese wird beibehalten. Auch die Leitungszeit in den städtischen Kindertageseinrichtungen wird in bisherigem Umfang gewährt. Die Leitungen erhalten zwei Assistenzstellen, die sie bei der Erledigung von Verwaltungsaufgaben unterstützen. Dafür ist zusätzlich eine App vorgesehen, die bei der Verwaltungsarbeit entlastet. Mit den neuen Standards rückt die Qualität der Kinderbetreuung wieder mehr in den Fokus. Dadurch, dass die Öffnungszeit reduziert wird und Zeiten zugebucht werden können, kann das Personal gezielter für den Betrieb in der Kernöffnungszeit eingesetzt werden. Der Auftrag nach Bildung, Erziehung und Betreuung kann dadurch realisiert werden. Die Standards tragen zu mehr Zufriedenheit bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei.