Kitastrophe Demo in Ostfildern – Ein dringender Aufruf für mehr KITA Plätze und pragmatische Lösungen
Am 4. Mai 2024 wurde der Marktplatz vor dem Stadthaus im Scharnhauser Park in Ostfildern zum Veranstaltungsort der zweiten “Kitastrophe Demo”. Diese Veranstaltung, organisiert von lokalen Elterninitiativen und begleitet von politischen Vertretern verschiedener Parteien, zielte darauf ab, die Probleme im Bereich der Kinderbetreuung anzusprechen und nachdrücklich Lösungen zu fordern. Die Demo brachte etwa 50 erwachsene engagierte Bürger und Kommunalpolitiker und viele Kinder zusammen, um die Dringlichkeit von Verbesserungen in der frühkindlichen Bildung zu diskutieren.
Forderungen der Organisatorinnen
Die Organisatorinnen der Veranstaltung, eine Gruppe engagierter Eltern, brachten ihre Frustration und die drängenden Bedürfnisse der Gemeinschaft zum Ausdruck. Sie forderten deutlich mehr Unterstützung von der Stadt und den lokalen Behörden bei der Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze. Zudem verlangten sie eine Überarbeitung der aktuellen Betreuungsmodelle, um flexible und erweiterte Öffnungszeiten in den Kitas zu ermöglichen, die den realen Bedürfnissen berufstätiger Eltern entsprechen. Besonderes Augenmerk legten sie auf die Notwendigkeit, die Qualität der frühkindlichen Bildung durch bessere Ausbildungsprogramme für Erzieher und durch fortlaufende professionelle Entwicklung zu verbessern. Die Organisatorinnen betonten auch die Wichtigkeit einer transparenten Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Kitas, den Eltern und der Stadtverwaltung, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse und Sorgen der Eltern gehört und adressiert werden.
Ansprachen aus der lokalen Politik
David Preisendanz – CDU
David Preisendanz, Stadtverbandsvorsitzender der CDU, thematisierte bei der Kitastrophe Demo in Ostfildern die langjährigen Herausforderungen in der Kinderbetreuung. Er erkannte den gravierenden Mangel an Betreuungsplätzen und Erzieherpersonal in Baden-Württemberg und betonte, dass einfache Lösungen dem Problem nicht gerecht werden. Preisendanz kritisierte die bisherigen Maßnahmen in Ostfildern als unzureichend und forderte einen entschlosseneren Ansatz, um die Betreuungskrise zu bewältigen. Er hob hervor, dass die CDU die Notwendigkeit sieht, pragmatischer, schneller und kreativer zu handeln. Dabei warb er insbesondere für die Einführung des “Offenburger Modells” auch in Ostfildern; ein Modell, in dem sieben Stunden pädagogische Betreuung durch Fachkräfte garantiert wird sowie weitere zwei Stunden Spielzeit durch die Einbindung versierter Laien (z.B. Malteser Hilfsdienst). Preisendanz bekräftigte, dass nun genug geprüft und evaluiert worden sei; es müssten jetzt endlich Entscheidungen getroffen werden. Man dürfe sich mit ca. 300 Kindern auf Wartelisten für Krippen- und Kindergartenplätze – darunter auch Kinder älter als drei Jahre – in keinem Fall abfinden.
Michael Hsu – Die Linke
Michael Hsu von der Partei Die Linke und angehender Erzieher, kritisierte in seiner Rede die mangelnde individuelle Förderung in deutschen Kitas, die laut ihm oft nur auf Betreuung beschränkt ist. Er hob die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hervor, insbesondere während der kritischen Lernphase zwischen drei und sieben Jahren, in der Kinder intensiv gefördert werden sollten. Hsu prangerte die politische Handhabung des Erziehermangels und die Reduzierung der Betreuungszeiten als politisches Versagen an, das besonders Alleinerziehende belastet. Er forderte eine angemessene Bezahlung für Erzieher, angepasst an das Niveau von Grund- und Hauptschullehrern, und schlug eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich vor, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Hsu betonte die Notwendigkeit, die Qualität der Betreuung durch massive Investitionen und neue Konzepte zu steigern und forderte politische Maßnahmen zur dringenden Verbesserung der frühkindlichen Bildung.
Markus Dinkelacker – Freie Wähler
Markus Dinkelacker, Vertreter der Freien Wähler und langjähriger Erzieher, sprach auf der Demo über die strukturellen Herausforderungen im Erziehungsbereich und den Fachkräftemangel. Er betonte, dass es keine schnellen Lösungen gibt und dass das Berufsbild des Erziehers aufgrund von Vorurteilen und der hohen Anforderungen, an Attraktivität verloren hat. Dinkelacker plädierte für eine bessere Darstellung der positiven Aspekte des Erzieherberufs und diskutierte Ansätze, wie etwa das Offenburger Modell, das die Einbeziehung von fachfremdem Personal in die Betreuung ermöglicht, um kurzfristige Entlastung zu schaffen. Er sprach sich für kreative und flexible Lösungen aus und ein Anwerben von Quereinsteigern, um den Mangel an Fachkräften zu bekämpfen. Dinkelacker betonte auch die Bedeutung der Wertschätzung der Fachkräfte und der Notwendigkeit, die Betreuungssituation durch innovative Konzepte und bessere Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Stefanie Sekler-Dengler – SPD
Stefanie Sekler-Dengler von der SPD erkannte die Herausforderungen, mit denen Eltern in Nellingen konfrontiert waren, insbesondere aufgrund fehlender Betreuungsplätze und personeller Engpässe. Sie betonte den Rechtsanspruch auf Kita-Plätze, wies jedoch auf eine signifikante Lücke in der Realität hin. Sekler-Dengler diskutierte die Problematik, verschärft durch Fachkräftemangel und gestiegene Kitanachfrage. Sie sprach von pragmatischen Ansätzen, wie dem Offenburger Modell, das Bildung und Betreuung trennte und erfolgreich implementiert wurde, sowie der Notwendigkeit, verwaltungs- und hauswirtschaftliche Aufgaben stärker zu trennen. Ihre Rede betonte innovative Lösungen und den dringenden Ausbau der Tagesbetreuung. Zusätzlich erwähnte sie einen “Erprobungs- oder Zukunftsparagrafen”, verabschiedet im November 2023, der lokal spezifische Lösungen in Kitas förderte, um Probleme gemeinsam mit Eltern, Erziehern und Trägern im Rahmen des Kinderschutzes zu adressieren.
Oliver Werner – die Grünen
Oliver Werner von den Grünen thematisierte die kritische Situation in den Kindertagesstätten und betonte die Dringlichkeit, kurzfristige Ausfälle zu vermeiden. Er erklärte, dass viele Familien von der Verfügbarkeit der Kita-Plätze abhängig sind, um Beruf und Familie zu vereinbaren, und dass die städtischen Einrichtungen mit erheblichen Personalmangel kämpfen, was zu Stress für die vorhandenen Mitarbeiter führt. Werner sprach über die Stadtmaßnahmen, die zu verlässlicheren Öffnungszeiten führten und künftige Ausfälle minimieren sollen. Er kündigte an, dass weitere Workshops geplant sind, um Maßnahmen zu entwickeln, die die Betreuungssituation verbessern sollen. Zudem betonte er, dass der Fachkräftemangel nicht einfach durch Abwerben gelöst werden kann, sondern durch Ausbildung, Quereinstiege und Weiterqualifizierung angegangen werden muss. Werner hob hervor, dass eine Vielfalt an Maßnahmen hilft, mehr Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen und dass die Stadt aktiv auf potenzielle Kandidaten zugehen muss.