Vertreterinnen und Vertreter des Gemeinderats und der Verwaltung informierten sich bei einem Besuch in der Netzleitstelle der Netze BW in Esslingen über die Versorgungssicherheit.
„Wir sind dafür zuständig, dass der Strom zu jeder Zeit verlässlich aus der Steckdose kommt“, beschrieb Günter Daum, Teamleiter Hochspannung bei der Netze BW in Esslingen, das Aufgabengebiet des Versorgungsdienstleisters. Mitglieder des Gemeinderats und Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung informierten sich in der vergangenen Woche bei einem Besuch der Netzleitstelle der Netze BW in Esslingen über die komplexen Zusammenhänge im Stromnetz, die Vorkehrungen zur Sicherstellung der Versorgung und die Herausforderungen der Energiewende.
Damit der Strom bei den Bürgern aus der Steckdose kommen kann, sind vier verschiedene Netze nötig. Das Großkraftwerk speist mit Höchstspannung ein, auf dem Weitertransport wird in Umspannwerken für die regionale Verteilung und auch gewerbliche Verbraucher in Hoch- und Mittelspannungsnetze weiter geleitet, bis beim privaten Verbraucher zuletzt mit Strom aus dem Niederspannungsnetz das Licht angeht.
„Bis vor einiger Zeit war der Energiefluss vertikal, vom Großkraftwerk oben nach unten zum Kunden, organisiert. Mit dem Atom- und Kohleausstieg spielt die zentrale Erzeugung eine viel geringere Rolle“, sagte Daum. Mit der Energiewende werde deutlich mehr Energie dezentral in kleineren Anlagen erzeugt und in das Mittelspannungsnetz eingespeist, weshalb mancherorts bereits Überlastung drohte und der Energiefluss durch ein sogenanntes Einspeisemanagement geregelt werden musste. Dabei können etwa Windkraft- oder Fotovoltaik-Anlagen von der Leitstelle aus angesteuert und, sollte mehr Strom eingespeist werden als gebraucht wird, auch in ihrer Leistung gedrosselt werden. Sollte die Leitstelle wiederum Signale aus den dezentralen Anlagen erhalten, dass weniger Leistung zur Verfügung steht als benötigt wird, können von der Leitstelle aus Reserve-Erzeuger aufgeschaltet werden. Dieser Prozess werde laufend durch Prognosen und Simulationen auf aktuellem Stand gehalten, so dass zu jeder Zeit Versorgungssicherheit durch genügend Energie in den Netzen gewährleistet ist. „Um konsequent von der zentralen zur dezentralen Erzeugung zu kommen und für die Erneuerbaren tatsächlich fit zu sein, wollen wir bis 2030 aber zusätzlich noch mehrere Milliarden Euro in den Netzausbau investieren. Nicht zuletzt ist mehr Trafoleistung unabdingbar. Insgesamt ist die Umstellung auf Erneuerbare eine hochspannende Sache“, erklärte Daum.
Doch von der Leitstelle in Esslingen aus wird der Energiefluss nicht nur im größeren Rahmen der Hochspannungsleitungen betrachtet. An wandfüllenden Bildschirmen und Kontrollpaneelen überwachen Spezialisten rund um die Uhr die Stromleitungen in der Region detailgenau bis in die einzelnen Gebäude. Wenn etwa eine der Leitungen im Straßenuntergrund, die den Strom vom Umspannwerk am Ortsrand von Nellingen in die Haushalte im Scharnhauser Park transportieren, bei Bauarbeiten beschädigt wird, leuchtet im Kontrollraum in Esslingen die Warnlampe auf. Innerhalb von Sekunden können der Schaden lokalisiert und die Leitung stillgelegt werden. Mit wenigen Schaltungen werden in der Folge Verteiler im Gebiet angesteuert und damit Umleitungen für die Energie freigeschaltet. „Wir verfügen über redundante Systeme, und damit ist auch bei Schäden die Versorgung der Bürger gesichert“, erklärte Daum.