Ostfildern: Kürzere Ausbildung bei Vergütung nach Tarifvertrag. Das ist das Ziel des Ausbildungsweges “Direkteinstieg Kita”, den es seit Anfang Februar in Baden-Württemberg gibt und nun auch in Ostfildern geplant ist. Die Maßnahme soll ein Mittel gegen den enormen Mangel an Fachkräften sein. Im Verwaltungsausschuss wurde das Thema nach einem Antrag der Freien Wähler nun diskutiert. Die Beschlussvorlage sieht vor, dass der Bildungsweg in Personal und Budgetplanung ab dem Haushalt 2025 und folgenden eingeplant wird.
Anmerkung der Redaktion: In Gemeinderat und den Ausschüssen ist es üblich, dass die Fraktionen zu Vorlagen Stellung nehmen. Finden Sie anbei die Stellungnahme der Fraktion der Freien Wähler, die den Antrag in den Gemeinderat eigebracht hat, damit sich die Verwaltung mit dem Thema befasst. Stellungnahmen werden von uns nicht redigiert.
Vorlage 157/2023 Direkteinstieg Kita, Antrag Freie Wähler
Sehr geehrter Herr OB Bolay,
sehr geehrte Damen und Herren,
die Freien Wähler haben in der Haushaltsrede für 2023 den Antrag auf die Prüfung des Modell Direkteinstieg Kita gestellt, welches letztes Jahr bereits vom Land BW angekündigt wurde.
Wir bedanken uns nun für die sehr gut aufbereitete Vorlage für den Antrag der Freien Wähler, welcher die Vorteile für dieses Modell gut aufbereitet hat. Hintergrund für unseren Antrag ist der dauerhafte Personalmangel im Kitabereich und daran wird sich auch künftig so schnell nichts ändern. Auf diesem Hintergrund wurde vom Kultusministerium Baden-Württemberg dieser neue Bildungsgang entwickelt mit dem Ziel, bereits berufserfahrenen Mitarbeitern einen Quereinstieg durch eine verkürzte Ausbildung zur sozial-pädagogischen Assistenz zu ermöglichen.
Es ist ein Spagat: Einerseits fehlen Fachkräfte und damit können vorhandene Kita-Plätze nicht belegt werden. Andererseits haben wir den Anspruch, dass frühkindliche Betreuung von pädagogisch ausgebildeten Kräften erfolgen soll und nicht als reine Aufbewahrung mit Aufsichtspersonen geschieht.
Mit diesem Ausbildungsmodell kam nun mal aus dem Kultusministerium eine wirklich gute und praxisnahe Idee, welche sich in Baden-Württemberg bereits zu einem Erfolgsmodell entwickelt hat. Der Pilotversuch startete an einer Schule in Weinheim im Februar, mittlerweile kamen rund 23 weitere Schulstandorte dazu.
Verschiedene Faktoren machen das Modell attraktiv: Es wird ein völlig neues großes Potential an bereits ausgebildeten Fachkräften angesprochen, denen per Quereinstieg die Ausbildung ermöglicht wird. Der Berufsabschluss wird in zwei Jahren anstelle wie bisher in drei Jahren ermöglicht, die Ausbildungsvergütung ist deutlich höher als für eine PIA-Ausbildung und parallel zur Ausbildung sind die Auszubildenden bereits in der Kita tätig.
Gleichzeitig ist dieses Projekt auch eine attraktive Chance für bereits vorhandene Zusatzkräfte (bislang als Kinderpflegerin benannt), welche bisher in Einrichtungen ohne Ausbildung tätig waren, sich nun zu qualifizieren.
Durch diese verkürzte Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin können neue Zielgruppen für den Beruf gewonnen werden. Wir freuen uns, dass die Verwaltung diese Möglichkeit ebenso positiv bewertet, wie wir es tun. Es ist sicher nicht das alleinige Allheilmittel, aber wir meinen doch ein weiterer Baustein auf unserem Weg zur Personalfindung in diesem sensiblen Bereich.
Daher stimmen wir dem Auftrag an die Verwaltung zu, diesen Ausbildungsweg in der Personal- und Budgetplanung für die kommenden Haushalte aufzunehmen und weiter zu entwickeln. Eine Änderung haben wir jedoch: Wir möchten damit nicht bis 2025 warten, sondern bereits 2024 beginnen – nachdem ja bereits eine Bewerberin mit diesem Modell bei der Stadt arbeitet und weitere Anfragen vorliegen!
Wir nehmen zustimmend Kenntnis!
Vorlagen zur Sitzung des Verwaltungsausschuss am 18.10.2023
Pressemitteilung des Landes Baden-Württemberg zum Thema am 27.02.2023