Handball, Oberliga Baden-Württemberg, Männer: HSG Ostfilder – TV Plochingen 32:24 (18:13).
Natürlich sind Nachbarschaftsduelle schon immer etwas besonderes. Motivation der Spieler, Anzahl der Zuschauer, gefühlt mehr strittige Situationen im Spiel – das macht ein Derby aus. Wechselst du aber speziell fürs erste Heimderby in die große Halle, spielst du vor 1007 Zuschauern, anstelle der 400 im Schnitt, ist der Gegner der Tabellenführer und du gewinnst dieses dann auch noch – so kann man durchaus von einem Coup oder Geniestreich sprechen, denn die Funktionäre, Helfer und Spieler am Freitagabend in der Sporthalle 1 in Nellingen vollbracht haben.
das Sportliche
Sehr groß war der Respekt vor dem Turnverein Plochingen. Der bis dato ungeschlagene Tabellenführer kam zurecht mit breiter Brust in die Halle und vor dem Spiel hatte man den Eindruck, das würde ein schöner Abend werden, aber an die Überraschung, also einen Sieg, glaubten nicht viele, schaute man in die Gesichter und sprach man mit Funktionären und Helfern. Man wusste ob der enormen Qualitäten der Gegner aus dem Neckartal.
Umso erfreulicher und beinahe verwundert, sah man nach knapp sieben Minuten eine 4:1 Führung für die HSG von der Video-Leinwand blitzen. Zwei Mal durch die Mitte, jeweils noch einmal von beiden Außenpositionen aus, die Angriffsleistung gefiel.
Auch in der Defensive arbeiteten die Rädchen sehr gut ineinander. “Wir wissen, dass wir über eine sehr starke Abwehr immer die Möglichkeit haben zu punkten”, schwärmte Marco Gaßmann, Trainer der HSG nach dem Spiel.
Eben diese Abwehr ebnete den Weg für einen tollen Handball Abend. Hinzu kam der vom Gästetrainer Sven Strübin zum besten Spieler des Abends gekürte HSG-Torhüter Sebastian Arnold, denn die Partie verlief über viele Minuten so, wie sie auch startete. Ostfildern gelang quasi alles. Sie nutzten Ihre Chancen, der Abstand zu den Gästen betrug im Schnitt um die fünf Tore. Etwa zehn Minuten nach der Pause stockte das Momentum aber etwas und man sah den Gesichtern der HSG Fans und Beteiligten an, als der Vorsprung auf drei Tore schmolz, dass man befürchtete, das Spiel könnte kippen. Auch Strübin machte sich Hoffnung: “In der Phase, wo ich denke, wir können das Spiel drehen, hält Arnold überragend und wirklich auch die freien Bälle.”
In der 48. Minute verkürzt Plochingen wie beschrieben auf 20:23 und die Halle zittert, tobt aber keine Minute später, weil durch einen Drei-Tore-Lauf von Jan Gehrung und zwei Mal Dominik Keim steht an der Wand wieder eine sechs Tore Differenz und der Drops war gelutscht.
Ostfilderns Handballer feiern nach 60 Minuten einen deutlichen Sieg über den Tabellenführer. Es gelang alles, was es dazu brauchte und resultierte in eine tanzenden Mannschaft, die mit den Anhängern diesen sportlichen Erfolg feierte.
das Event
Der sportliche Erfolg war quasi das i-Tüpfelchen für ein Handballfest der besonderen Güte am Freitagabend. Beim Online-Kartenvorverkauf waren schon Mitte der Woche alle Sitzplätze ausverkauft. Dass man online Karten kaufen konnte war schon etwas Besonderes. Aufwand und Wagnis haben sich aber darüber hinaus auch noch gelohnt, denn der Umzug in die größere, aber eigentlich ungewohnte Spielstätte allein, garantiert keine volle Bude. Die 1007 Zuschauer und damit Zuschauerrekord für die Sporthalle 1, seit der Eröffnung zum Schuljahresbeginn hat den Funktionären jedoch recht gegeben. Die Stimmung war feierlich, laut und gigantisch; die Kulisse eben für ein solches Derby war geschaffen. Security und die große Anzahl der Helfer verbreiteten einen organisierten Eindruck und unterstützen Zuschauer an jeder Stelle. Fans konnten Merchandise Artikel erwerben, in einer Tombola gab es Preise zu gewinnen. Der VIP Raum lud die Sponsoren und Gremienträger des Ortes zum Verweilen; an alle war gedacht. Ein überaus organisatorisch ausgeklügelter, sportlich erfolgreicher Handball Coup der HSG Ostfildern für den gesamten Ort.